I AM LOVE
Manchmal hilft ein bisschen Stalking: Nachdem der italienische Regisseur Luca Guadagnino die Schauspielerin Tilda Swinton 1994 erst mit Briefen traktiert und schließlich in einer Hotellobby gestellt hatte, freundeten sich die beiden tatsächlich an. Fünfzehn Jahre später entstand aus dieser Freundschaft I AM LOVE, den Swinton mitproduzierte und in dem sie die Hauptrolle übernahm. Herausgekommen ist ein betörend schöner Film, der sich vorsichtig an den Zuschauer anschleicht. Kameramann Yorick Le Saux kadriert die reiche Industriellenfamilie in elegant ausgeleuchteten Bildern. Der Film zieht den Zuschauer in diese starre, statuenhafte Welt der zugewanderten Patriarchengattin – um uns dann ganz feine Risse in der Fassade zu zeigen. Ein Freund des Sohnes, ein Koch aus der Provinz, scheint etwas zu viel Aufmerksamkeit dieser strengen Frau auf sich zu ziehen. Was folgt, ist ein emotionaler Dammbruch, der alles mitreißt; die Wiedergeburt einer sinnlichen Frau; und eine Tilda Swinton, die von den ersten Nuancen bis zum triumphal-gehetzten Ende eine weitere Meisterleistung abliefert.