Artist Talk Filmpreis Köln: Raoul Peck
Ohne Übertreibung kann man Raoul Pecks Karriere einzigartig nennen. Welcher andere oscarnominierte Filmemacher hat auch Erfahrungen als Minister eines Landes gesammelt? Fast gleichgewichtig zwischen fiktionalen und nicht-fiktionalen Formaten ist das Werk des 1953 auf Haiti geborenen, aber in der Demokratischen Republik Kongo aufgewachsenen Peck aufgeteilt. Erstmals internationale Aufmerksamkeit erregte er mit dem Dokumentarfilm LUMUMBA: TOD DES PROPHETEN (1990) über den ermordeten ehemaligen kongolesischen Premierminister, über den er auch einen Spielfilm drehte. Kolonialismus und Rassismus stehen immer wieder im Zentrum seiner Filme, nicht zuletzt im oscarnominierten I AM NOT YOUR NEGRO (2016) über den afroamerikanischen Schriftsteller James Baldwin und in seinem aktuellen Film ERNEST COLE: LOST AND FOUND, der seine Weltpremiere dieses Jahr in Cannes feierte.
Mit Deutschland verbindet Peck eine besondere Beziehung, er absolvierte nicht nur ein Ingenieursstudium an der Humboldt-Universität, sondern in den 80er Jahren auch ein Filmstudium an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin, bevor er Mitte der 90er Jahre Kulturminister in Haiti wurde.