C Marvin Ruppert FFCGN 231025 193452 NRW Medienpreis

NRW-MEDIENPREIS FÜR ENTWICKLUNGSPOLITISCHES ENGAGEMENT

Als erst dritte Frau wurde Justine Triet im Mai in Cannes für ihren Spielfilm ANATOMIE EINES FALLS mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Ein Film, der als Reflexion über #metoo, über öffentliche Vorwürfe, Verdächtigungen und Anklagen verstanden werden kann – und der doch zu eigen ist, um auf einer thematischen Welle zu schwimmen. In Triets viertem Spielfilm ist es auch nicht ein Mann, der angeklagt wird, sondern eine Frau namens Sandra. Gespielt wird sie von Sandra Hüller, mit der sie zum zweiten Mal gedreht hat und die perfekt Triets komplexen Blick auf Rollenmuster verkörpert.

In Triets vorherigem Film SIBYL – THERAPIE ZWECKLOS (2019) spielt Hüller eine Regisseurin, der die Realität entgleitet, in ANATOMIE EINES FALLS ist sie eine deutsche Schriftstellerin, deren Mann vom Balkon eines Chalets fällt – Mord, Selbstmord oder Unglück ist die Frage, die schließlich vor Gericht verhandelt wird. Doch viel mehr als eine eindeutige Antwort interessiert sich Triet wie in all ihren Filmen für das, was hinter der Oberfläche passiert, für den Blick, den Gericht und Öffentlichkeit auf Sandra werfen – eine nicht immer sympathische Frau mit Geheimnissen. Triets Filme geben nicht unbedingt Antworten, sondern stellen Fragen, auch unbequeme, und darin liegt ihre besondere Qualität.

Justine Triet wurde mit dem Filmpreis Köln geehrt, der von der Stadt Köln und der Film- und Medienstiftung NRW gestiftet wurde. Die Laudatio auf Triet hielt Ausnahme-Schauspielerin Sandra Hüller.