Kästner und der Kleine Dienstag
Erich Kästner, mit EMIL UND DIE DETEKTIVE ein erfolgreicher Kinderbuchautor, kritisiert die heraufziehenden nationalistischen Umtriebe scharf, genießt aber sein freies Leben im Berlin der späten 20er Jahre. Ungewohnt ist für den kinderlosen Kästner, dass plötzlich Hans, ein junger Fan seines Buches, seine Nähe sucht. Die Aufgewecktheit des Jungen beeindruckt Kästner, der ihm auch die Rolle als »Kleiner Dienstag« in der EMIL-Verfilmung vermitteln kann. Als nach Hitlers Machtergreifung Kästners Schriften verboten werden und sich die Reihen seiner Künstlerfreunde lichten, gerät auch die Freundschaft mit Hans unter Druck. Die Geschichte der langjährigen, mäandernden Freundschaft des Schriftstellers zu einem Nachbarsjungen beruht auf wahren Ereignissen und erzählt von Sehnsucht und Projektion, der Kluft zwischen Literatur und Leben, und nicht zuletzt von der Frage der Haltung eines Künstlers in Zeiten eskalierender Repression.
Im Rahmen der Lecture BILDER EINER STOFFENTWICKLUNG.