Sieranevada
Das rumänische Kino feiert seit knapp einem Jahrzehnt Erfolge auf den wichtigen internationalen Festivals mit einer virtuosen Neudefinition des Kinorealismus: Ein aktuelles Beispiel ist Christi Puius SIERANEVADA, der dieses Jahr in Cannes einer der höchstgelobten und formal konsequentesten Filme des Wettbewerbs war. Puiu (DER TOD DES HERRN LAZARESCU) erzählt von einer Familienzusammenkunft in einem Vorort von Bukarest aufgrund einer Beerdigung und entwirft dabei beiläufig, ohne jegliche aufgesetzte Drehbuchmechanik, ein komplexes Porträt der rumänischen Mittelklasse. Das alles geschieht, trotz fast drei Stunden Spielzeit, beinahe ausschließlich in einem beengten Apartment, in dem die Emotionen schnell überkochen, aber auch immer Platz bleibt für Momente befreienden Humors. Vom (absichtlich falsch geschriebenen) Titel sollte man sich nicht irritieren lassen, das Gebirge in den USA spielt im Film keine Rolle – Puiu liebt es, den Zuschauer mit verschmitztem Lächeln auf falsche Fährten zu führen.
Die Vorführung fand im Rahmen des European Art Cinema Day statt.