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Watch Out: Die große Verschwörung

Die Anzahl der Verschwörungstheorien hat im 20. Jahrhundert geradezu exponentiell zugenommen. Die Macht der Bilder zeitigt Wirkung. Und um ein zeitgemäßes Bild zu bemühen: Verschwörungstheorien breiten sich aus wie Viren. Die ersten sind aus dem 12. Jahrhundert überliefert. Was mit Horrorgeschichten über vergiftete Brunnen begann, hatte sich im 19. Jahrhundert bereits zum Schauermärchen von der jüdischen Weltverschwörung entwickelt.

Handys GIF

Dann kam der Mord an JFK, das Verschwinden des wahren Paul McCartney, die von Stanley Kubrick gefilmte Mondlandung. Und schon passt für den einen oder anderen alles perfekt zusammen. Lebensmotto: »Google das mal!« Wer alles googelt, hat auch zu allem eine Meinung. Expertenmeinung, versteht sich.

Bart simpson WEB

Manche Geschichten haben einen Bart, andere bleiben ewig jung. Und Gerüchte können sich offenbar bestens verbreiten, wenn Menschen von einem real existierenden Virus betroffen sind. Der Virus der Verschwörungstheorien braucht schließlich einen Wirt – und einen Stammtisch. 

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Längst kursieren Bilder, die nicht mehr einfach Bilder sind. Es sind Spuren. Hinweise. Zeichen. Gleichzeitig befinden wir uns auf dem Boden der Tatsachen. Wer sich mit dem Digitalen und der Popkultur auseinandersetzt, kommt nicht an den Narrativen vorbei, die von Verschwörungstheoretikern in die Welt gesetzt werden, um die Macht über die Bilder zu gewinnen. Bilder sind manipulierbar und manipulativ. Der Interpretationsspielraum ist zur medialen Spielwiese geworden. Aber was passiert mit den Bildern und was machen sie mit uns?

Am Stammtisch braucht jede Verschwörungstheorie einen Schuldigen. »Die Medien« oder »Die da oben«. Wir gehören selbst zu »den Medien« und haben festgestellt: Das Verschwörungs-Theater funktioniert immer nach demselben Baukasten-Prinzip.  Eine Verschwörungstheorie bastelt man zusammen wie ein Billy-Regal von Ikea. So ungefähr. Wahrheit und Realität werden zu austauschbaren Variablen.

Widerstand ist dagegen die harte Währung der Verschwörungstheoretiker. Auch im Land der Dichter und Querdenker wächst der Widerstand. Die vom Lockdown bedrohten bürgerlichen Freiheiten wurden auf Youtube verteidigt. Demokratisierung von Kultur und Wissenschaft macht es möglich. TV-Ikonen nutzen Kommunikationskanale nicht mehr nur zu Selbstvermarktungszwecken. Sie teilen geheimes Wissen mit ihren Followern. Auf der Straße oder vorm Reichstag trifft man sich wieder.

Wer den Aufmüpfigen Böses will, gerät unter Verdacht, selbst eine Hexenjagd zu veranstalten. Verfolgungswahn schweißt zusammen. Die Verschwörungstheoretiker sind schon selbst eine Art verschworener Haufen – und QAnon sowas wie ihre Ersatzreligion. Aber wer ist dieser Q eigentlich? Diesen und anderen Fragen gehen wir nach – auch im Gespräch mit dem Künstler Arne Vogelgesang.

Vogelgesang Zitat

Der eine findet ein Bild – und an Bildern mangelt es wirklich nicht im täglich wachsenden popkulturellen und digitalen Gedächtnis – , die andere ein dazu gehöriges historisches Ereignis. Fertig ist die Verschwörungstheorie. Die Inzidenz solcher Koinzidenzen: steigend. Q gefällt das. Den Rechten gefällt das. Gegen diese verquere Art der »Wahrheit« gibt es wohl nur einen Impfschutz: Die wahre Wahrheit. Und was soll das nun wieder sein? Mit unserem Themenschwerpunkt auf FFCGN wollen wir ihr einen Schritt näherkommen. Watch out!